Der FSP zeichnet sich dadurch aus, dass er große und aktuelle Themen (‚societal challenges‘) anspricht, die interdisziplinär anschlussfähig sind. Der Titel gibt dieses Bündel von Forschungsthemen beispielhaft wieder. Es geht aber ebenso um Migration, sozialen Zusammenhalt, Identität und Diversität, religiöse Vielfalt, ethnische Prozesse, interkulturellen Vergleich, gesellschaftlichen Wandel, Diskurs und Macht, historische Erinnerung und politische Repräsentation und eine Reihe weiterer Themenbereiche und ihren Zusammenhang untereinander. Gemeinsam ist den Forschungen in diesem FSP, dass aktuelle Zugänge und Forschungsthemen an Quellenbeständen aus der Vergangenheit erprobt werden und damit Aufschlüsse über Prozesse der langen Dauer gewonnen werden. Damit wird die Erforschung der entfernten Vergangenheit gegenwartsrelevant. Durch die Erschließung wesentlicher Quellenbestände und die Einbeziehung vergleichender Fragestellungen werden zugleich methodische Markierungen gesetzt.

Der FSP wird auch in Zukunft durch die Einwerbung von hochrangigen Grants und Drittmitteln großes Potential und hohe Sichtbarkeit anstreben. Mit der Open-Access-Zeitschrift ‚Medieval Worlds‘ (erscheint seit 2015 zweimal jährlich) verfügt er über ein wichtiges Publikationsorgan. In der VDA Medieval Academy kann er sich in der strukturierten DoktorandInnen-Ausbildung einbringen. 

Aktuelles

Der SFB Visions of Community (an dem für die Fakultät als PIs Christina Lutter, Walter Pohl und Oliver Schmitt als PIs sowie zahlreiche Nachwuchsforschende beteiligt waren) wurde zwar mit Jahresende 2019 abgeschlossen, aber die Ergebnisse werden weiterhin publiziert.

Darunter waren 2021 die Bände

- ‘Empires and Communities in the Post-Roman and Islamic World, c. 400 – 1000 CE’, eds. Walter Pohl/ Rutger Kramer bei Oxford University Press,

- ‘Historiography and Identity 4: Writing History Across Medieval Eurasia’, eds. Walter Pohl/Daniel Mahoney bei Brepols,

- Practicing Communities in Urban and Rural Eurasia (100-1600): Comparatives Perspectives and Interdisciplinary Approaches’, eds. Fabian Kümmeler/Eirik Hovden/Judit Majorossy bei Brill und

- die Special Issue von History & Anthropology 32/2, 2021, ‘Kinship and Gender Relations across Historical Asia and Europe: Comparative Reassessments between the 8th and 19th Centuries CE’, eds. Andre Gingrich/Christina Lutter bei Routlegde.

Eine ausführliche englischsprachige Zusammenfassung des Projektes und seiner Ergebnisse mit bibliographischen Verweisen und Bildmaterial findet sich im „VISCOM Companion“ (2019), auf https://www.oeaw.ac.at/fileadmin/Institute/imafo/pdf/forschung/HI/viscom_companion_webbook.pdf.

An den globalhistorischen Ansatz des SFB schließt das 2021 als Vorantrag im Programm excellent=austria eingereichte Clusterprojekt ‚Eurasian Transformations‘ an, das von Claudia Rapp geleitet wird und das mit seinen drei ‚Thematic nodes‘ Geographies of Power, Communication and Mobility und Identities and Religions wesentliche Aspekte des FSP einschließt. Von der Fakultät sind Oliver Schmitt und Walter Pohl im Board of Directors sowie Bernhard Palme, Naoise MacSweeney, Wolfgang Müller, Juliane Schiel und Wolfgang Nickel beteiligt.

2020 begonnen wurde der ERC Synergy Grant ‚‘Integrating genetic, archaeological and historical perspectives on Eastern Central Europe, 400-900’ (PI Walter Pohl), der in der Zusammenarbeit von Geschichte, Archäologie, Genetik und Anthropologie die Entwicklung frühmittelalterlicher Gemeinschaften in Ostmitteleuropa sowohl auf lokaler Ebene als auch in übergreifenden Gruppierungen untersucht und bei der Methodik der historischen Interpretation genetischer Daten neue Wege einschlägt. An der Fakultät ist die von Walter Pohl geleitete historische Arbeitsgruppe untergebracht, der auch Salvatore Liccardo als Postdoc und Sandra Wabnitz als Praedoc angehören. 

Bedingt durch den pandemiebedingten Ausfall geplanter Veranstaltungen konzentrierten sich die Aktivitäten im FSP Gemeinschaft, Konflikt und Integration im Übrigen auf die Weiterführung des von ÖAW und Stadt Wien geförderten Pilotprojektes Stadt und Gemeinschaft (2017/18) in einem daran anschließenden, von denselben Fördergebern unterstützten Datenbankprojekt zum Thema Soziale Netzwerke im spätmittelalterlichen Wien (2020/21, PL jeweils Christina Lutter). In diesen Projekten erfassen wir den Bestand der Quellen zur Geschichte der Stadt Wien (QGStW) sowie sog. Wiener Stadtbücher, (1395-1430) systematisch in Hinblick auf Verwandtschaft- und Geschlechterbeziehungen, Gütergemeinschaften und Jenseitsökonomie. Das Projekt verknüpft Prosopographie, Soziale Netzwerkanalyse und Digital Humanities und leistet so zudem für zentrale Quellenbestände zur Geschichte Wiens einen Beitrag zur Optimierung der factoid prosopography.